
Sassicaia – Die historische Mega-Vertikale in 32 Gängen
30 Jahrgänge aus Magnumflaschen
Es gibt Verkostungen im Leben eines Weinkritikers, die legendär und vielleicht im wahrsten Sinne des Wortes einmalig sind. Denn eine solche Mega-Vertikale von Sassicaia aus Magnumflaschen gab es und wird es wohl so schnell auf dem Planeten nicht wieder geben. Das sind Weinerlebnisse, die sich tief in das Gedächtnis eingraben. Der beste Ort, um Wein zu lagern. Vergleichbar vielleicht mit dem Live-Besuch eines Fussball-WM-Finales, wie etwa für mich das unvergessliche WM-Finale in Berlin, als Italien 2006 Weltmeister wurde. Beim Fussball lässt sich die Emotion per Video jederzeit zumindest optisch wiederbeleben. Bei so einer „Once-in-a-lifetime-Verkostung“ muss man schon die Weine tief in das Gedächtnis eingraben, und dort gegen die Vergänglichkeit schützen. Denn sage und schreibe 32 Jahrgänge des vielleicht berühmtesten Kultweines Italiens standen im vergangenen Herbst an zwei Abenden auf dem Tisch – jeweils inklusive des legendären 1985ers – dem ersten italienischen 100 Parker-Punkte-Wein überhaupt. Ich hatte die Ehre und Freude zugleich, an beiden Abenden die Weine dieser wohl unvergesslichen Probe zu kommentieren.
Das Thema war ganz einfach und doch so anspruchsvoll: Von 100 Punkten für den 2016 zum legendären 1985er. Die Idee kam vom Südtiroler Hansi Innerhofer, der Spiritus Rector des Meraner Wine Festivals und Brand Ambassador von Sassicaia in Asien. Zudem produziert der Südafrika-Auswanderer seit zehn Jahren selbst beachtliche (Cabernet Sauvignon--Weine im schönen Somerset West (Stellenbosch), wo er zudem ambitioniert kocht und auch sechs Suiten mit fantastischem Ausblick auf den Ozean für Übernachtungsgäste bereithält. Ein wahrer Garten Eden für alle Sinne.
„Legendär. Bewegend. Einzigartig“
Selten passte eine Überschrift so exakt zur Realität. Tatort dieser legendären Probe war das wunderschöne Gourmet- und SPA-Hotel Plantitscher Hof oberhalb von Meran, wo Gastgeber und Weinliebhaber Johannes Gufler einige Flaschen für die Probe aus den Tiefen seines gut bestückten und sehenswerten Kellers holte. Die anderen kamen von der Tenuta San Guido selbst, was ziemlich einmalig sein dürfte. In beiden Fällen handelte es sich also um perfekte Flaschen, weil gut gelagert und kaum bewegt. Also keine Wanderpokale, die von Spekulanten und Trophäensammlern um die halbe Welt hin und her geschippert wurden. Welch’ ein Anblick! 32 Magnumflaschen Sassicaia mit dem unverkennbaren Etikett: der in Gold strahlende Stern auf dunkelblauem Hintergrund glänzte auf 32 grosse Bouteillen, die bereit standen, um von Weinliebhabern und Experten genossen zu werden. Ein wahrlicher emotionaler Moment. Teil 1 dieser sensationellen Probe ist in der WEINWISSER-Ausgabe 03/20 ausführlich beschrieben. Für Neuabonnenten und Erstleser gibt es in den separaten Spalten zusammenfassende, für viele noch unbekannte Geschichten über die besondere und bewegende Historie von Sassicaia als Highlights (siehe das Spezial „Das Bolgheri-Wunder“ beziehungsweise die Hintergründe zu der eigentlichen „Geburtstunde“ Sassicaias im Jahre 1945).
Am ersten Abend wurden die geraden (mit Ausnahme von 2013 statt des 2014er) und am zweiten Abend die ungeraden Jahrgänge verkostet. Immer dabei waren die beiden 100-Punkte-Weine, also der 2016er und der 1985er.
Übrigens: Nicht, dass Sie sich über die Herkunftszusätze bei den Weinbezeichnungen wundern. Der Sassicaia wurde bis 1993 als Vino da Tavola (VdT) abgefüllt, da französische Rebsorten im DOC-System nicht zugelassen waren. Erst ab 1994 wurde dem Wein eine eigene DOC Bolgheri Sassicaia zugesprochen. Die Notizen der beiden 100-Punkte-Weine sind auch hier der Vollständigkeit halber noch einmal aufgeführt, da sie an beiden Abenden ausgeschenkt wurden. Interessant, aber erwartungsgemäss war dabei, dass der 1985er aus der Normalflasche nicht ganz an das Weltklasse-Niveau der Magnumflasche reichte. Ob das nur eine Flaschenvarianz war oder der Flaschengrösse geschuldet war, wurde kontrovers diskutiert.
Das Bolgheri-Wunder
Oft wird im Netz kolportiert, was oft unkritisch kopiert wird, dass der 1968er der erste Jahrgang des Sassicaia sei. Das ist insoweit richtig, dass es der erste kommerzielle Jahrgang ist, aber insoweit falsch als dass der umtriebige Sassicaia-Erfinder Mario Incisa della Rocchetta schon in den 1930er Jahren von der Idee beseelt war, einen grossen Wein „mit aristokratischem Duft nach Bordelaiser Vorbild“ zu kreieren. Er hatte in Pisa Agrarwissenschaft studiert und war in dieser Zeit oft Gast beim Grafen Salviati von Stagliano, der selbst gerne Bordeaux-Weine trank und Weinbau betrieb. In einem Brief an den grossen italienischen Weinkritiker Luigi Veronelli schrieb er 1974: „Ich trank einen Wein von dessen Weinbergen, der den unverkennbaren Duft gereifter Bordeaux verströmte.“ Von ihm soll er auch die Cabernet Sauvignon-Stecklinge erhalten haben, die er schliesslich Ende der 1930er im historischen Weinberg Castiglioncello pflanzte. Das Terroir in Bolgheri, wo er sich mit seiner dort schon ansässigen Frau Clarice della Gherardesca niederliess, erinnerte an das südlich von Bordeaux liegende Graves, was ja letztlich seinen Namen ebenfalls den Steinen im Boden zu verdanken hat.
1945 als Geburtsstunde des Sassicaia
Da damals die technischen Mittel und auch die Kenntnisse der Klone und Pflanzgenetik recht bescheiden waren, soll es Mario aber erst 1944 gelungen sein, die richtigen Stöcke gepflanzt zu haben, „weswegen wir gerne dieses Datum als Geburtsdatum des Sassicaia nehmen“, so Weingutsdirektor Carlo Paoli. Der Wein bekam damals den Namen Castiglioncello, wie die Lage, die hoch in den Bergen unweit der familieneigenen Burg Castiglioncello di Bolgheri liegt (siehe Bild) auf 386 Höhenmetern liegt. Revolutionär war dieser Schritt auch insofern, als bis dato es noch keiner gewagt hatte, Cabernet Sauvignon-Reben anzupflanzen. Geschweige denn in der sogenannten „Alta Maremma“ einen Wein nach Bordelaiser Vorbild zu keltern: Marios Cabernet aus französischen Holzfässern war ein Affront gegen alle Traditionen des italienischen Weinbaus. Daher wurde der Castiglioncello vorerst nur für den privaten Hausgebrauch getrunken, freilich als „einfacher“ Vino da Tavola. Nicht wenige sollen den ersten Jahrgängen kein gutes Zeugnis attestiert haben. Doch offenbar wurde er von Jahr zu Jahr besser. Schliesslich probierte sein bereits im Weinbusiness tätiger Cousin den 1968er Jahrgang, und fand ihn grossartig. Mario Incisa liess sich von seiner Antinori-Verwandtschaft überzeugen, den Wein zu vermarkten. Mit durchschlagendem Erfolg!
Das besondere Terroir
Dass es ältere Jahrgänge gibt, davon kann man sich vor Ort im Tasting Room von Sassicaia überzeugen. Dort sind nämlich in einer Vitrine die Jahrgänge 1945, 1958 und 1967 ausgestellt. Sie sollen in Marios Haus gefunden worden sein. Eine weitere Ergänzung konnte ich während eines lauschigen Mittagessens dem Gutsdirektor Carlo Paoli entlocken. „Viele denken, der Name liege nur an den vielen Steinen auf der Bodenoberfläche“, sagt er. (Sassi = Stein auf italienisch). Das sei aber nur die halbe Wahrheit. Der wahre Grund liege darin, dass bestimmte Sorten im Sassicaia-Gebiet nicht gedeihten (z.B. Canaiolo und Malvasia) und man sich fragte, warum dort diese Pflanzen nicht zur vollen Blüte gelangten. Ausgrabungen sollen dann ergeben haben, dass es an den vielen Steinen im Boden lag, die es den Wurzeln schwer machte. Daraus folgerte man später den Namen Sassicaia. Heute besteht der Blend in der Regel aus 85 % Cabernet Sauvignon und 15 % Cabernet Franc.
1985 Sassicaia – die Legende lebt
„The winner takes it all“ – der 1985er war der legendäre Star dieser vermutlich grössten Sassicaia-Verkostung aller Zeiten. Es gab an diesem Abend viele geniale Weine, gerade auch aus den unterschätzten Jahrgängen wie 1987, 1986 oder die grandiosen 2001er, 2004er, 1990er und 1998er. Doch der 1985er aus der Magnum war einfach der Superstar unter vielen Stars. Ein in jeder Hinsicht sublimer Wein: noch enorm frisch und elegant wie ein komplexer Médoc-Wein, auch wenn er selbständig und unvergleichlich genug ist, doch diese Assoziation kam mir sofort in den Sinn. Schon das erste Reinriechen löste Gänsehaut aus. Das ist die Inkarnation eines perfekten Weins.
Der erste 100-Punkte-Sassicaia, der medial eine ganze Region aus der Taufe hob und zu dem gemacht hat, was sie heute ist: ein Hotspot italienischer Kultweine. Es ist der Wein, der Bolgheris Aufstieg begründet hat und massgeblicher Katalysator für die „Supertuscan-Revolution“ war. Ein Wein, der wie kaum ein Zweiter Italiens Weingeschichte geschrieben hat. Hier ist also Teil 2 der legendären Verkostung mit den ungeraden Jahrgängen. Flüssige Weingeschichten aus vier Jahrzehnten. Inklusive dem gerade frisch verkosteten 2017er Sassicaia mit 19/20 (siehe den Sonderbeitrag)
Die Verkostungsnotizen der Mega-Vertikale (Moderation: Giuseppe Lauria)
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 2016 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Ganz grosses Jahr, das sogar noch einen Tick feiner und eleganter als der wollüstige 2015er ist, der für nicht Wenige in puncto Hedonismus dem 1985er sogar einen Tick näher kommt, den ich stets als hedonistischeren Wein wahrgenommen habe. Aber klar, der Wein ist noch ganz am Anfang seiner Entwicklung, die Grösse ist aber unverkennbar. Ungemein feinsinniges, hochelegantes, kühles Bouquet von grosser Präzision und Klarheit. Im Duft zeigt er eine feinkonturierte Frucht mit Cassis, Brombeeren, Kirsche, Veilchen und zunehmend balsamischen Gewürzen und Kräutern. Nochmal weiter entwickelt gegenüber den vorangegangenen Verkostungen in den beiden vergangenen Jahren. Am Gaumen hochelegant mit fein deklinierter roter Frucht, ultrafein gewobenes Tannin, finessenreiche Mitte mit grandioser Brillanz und eine nahezu perfekte Balance, die diesem Sassicaia etwas Beschwingtes, geradezu Federleichtes verleiht. Noch immer sehr jugendlich. Das braucht noch viele Jahre, um ein erstes Genussfenster zu bieten. Tun Sie sich einen Gefallen und üben Sie sich bitte für mindestens weitere 3-6 Jahre in Geduld. Kann mit Reife auf die 20/20 kommen.
Trinkempfehlung: 2026 – 2050
Bewertung: 19.5+/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 2017 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Es hat sich längst rumgesprochen: 2017 war einer der heissesten und trockensten Jahrgänge in der jüngeren Geschichte von Bolgheri, ja von ganz Italien. Der Sassicaia 2017 ist in diesem Kontext wirklich bemerkenswert. Trotz der Herausforderungen ist es dem Team von Tenuta San Guido gelungen, durch strenge Traubenauswahl und kluge Entscheidungen sowohl im Weinberg als auch im Keller einen aussergewöhnlichen Wein mit erstaunlichem Druck, Festigkeit und Frische zu produzieren. Dabei kommt dem Gut zugute, dass sie in solchen Jahren auf die höher gelegenen Parzellen des Anwesens bei Castiglioncello, die sich bei rund 360 m.ü.M. befinden, zurückgreifen können. Ein unschätzbarer Schatz und Vorteil in diesen Zeiten. Im Duft verströmt er einen herrlichen Duft von dunklen Kirschen, Pflaumen, Brombeeren, rote und schwarze Johannisbeeren, dann wieder die sich wie ein roter Faden durchziehenden mineralischen Noten mit Zedernwürze, Minze und wunderbar floralen Noten, die an Veilchen und Lavendel erinnern. Am Gaumen vollmundig und wunderschön strukturiert, dabei elegant und tiefwürzig verwoben, mit polierten und noblen Tanninen, was dem Wein eine gewisse Seidigkeit und jetzt schon Sexyness verleiht. Grandiose Allianz aus Konzentration, Eleganz und Ausgewogenheit. Nicht ganz so pur wie der 2016er, auch nicht ganz so hedonistisch wie der 2015er. Im Prinzip ist hier die hypothetische Allianz aus den beiden grossen Jahrgängen gelungen. Ein grosser Wurf!
Trinkempfehlung: 2023 – 2040
Bewertung: 19/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 2015 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Mit dem ersten Flight entfachte sich bereits eine hochspannende Diskussion, die ich dahingehend moderierte, ob denn wirklich der 2016er über dem 2015er steht und wie von Parkers Italien-Verkosterin Monika Larner behauptet dem 1985er folgt. Anwesend waren auch bekannte italienische Önologen wie Luca d’Attoma oder Klaus Gasser, Chef der Kult-Kellerei Terlan. Das wurde durchaus kontrovers diskutiert, d’Attoma etwa präferierte den 2015er, weil er kompletter ist. Letztlich kann das dahinstehen, beide sind gross, aber eben anders. Siehe hierzu meine ausführliche Berichterstattung in WW 08/19 und 10/19. Eleganter, vielschichtiger und gleichzeitig auch konzentrierter Duft von Cassis, Holunderbeeren, Herzkirschen, dazu kommen herrlich florale sowie mineralisch-erdige Noten mit einem Hauch Balsamik. Deutlich schwarzbeeriger (wie der 1985er), aber ohne an Frische einzubüssen. Im Mund extrem fest und kompakt, dabei ungemein elegant, saftig und präzise arrangiert, dass komplexe Tannin ist schon seidenfein und von höchster Qualität, dass man unweigerlich die Lust verspürt, den Wein auch jung zu trinken, aber hier wird man mit weiterer Flaschenreife belohnt, denn der Wein hat neben seiner kompakt-eleganten und jetzt schon angedeuteten hedonistischen Art eine grosse innere Dichte, die weiteres Potenzial birgt. Beeindruckende Balance mit antizipierter Genussreife.
Trinkempfehlung: 2022 – 2038
Bewertung: 19.5/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 2013 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Grosses Jahr, insbesondere für den Cabernet Sauvignon. Etwas Frost hat für eine natürliche Ertragsreduktion gesorgt. Leuchtendes, sattes Purpurrot. Ganz klares Bouquet mit herrlich reifem Beerenduft, frisch gepflückten roten Beeren wie Kirsche und Himbeere, mit Luft auch Paprikanoten. Am Gaumen wieder mit sehr klarer, pikanter Frucht, ungemein druckvoll mit grossem Spannungsbogen und salziger Textur. Vor rund 2 Jahren mit 18.5+/20 und einem Potenzial auf 19/20 bewertet, heute bestätigt. Ebenso leicht nach oben angepasst der Beginn und das Ende des Trinkfensters.
Trinkempfehlung: 2021 – 2042
Bewertung: 19/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 2011 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
2011 gilt als klimatisch optimaler Jahrgang im Bolgheri mit nahezu perfekten Lesebedingungen. Dicht gewobenes Bouquet mit Tabak, Edelhölzern, Cassis und reife blaue Beeren, dazu die typische Sassicaia-Würze. Eine zarte Reduktionsnote schwingt mit. Am Gaumen sehr schmelzig und ausgewogen, ein Tick runder und geschmeidiger als der 2010er, ist derzeit vielleicht ein Tick zugänglicher und charmanter, ohne an Tiefe zu verlieren, die griffigen Tannine zeigen noch weiteres Entwicklungspotenzial an. Macht sich im cremig-würzigen Finale ganz lang.
Trinkempfehlung: 2021 – 2035
Bewertung: 18.5+/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 2009 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Ziemlich kalter und regenreicher Winter hat für eine leicht verzögerten Zyklus gefühlt und später zu einer guten Versorgung der Reben geführt. Dafür war auch hier der Sommer heiss und trocken mit einigen Temperaturpeaks. Dennoch scheint der Duft und die Farbe noch nicht ganz so weit zu sein wie bei so manchen 2009er-Pendant aus dem Bordeaux. Dichtes, dunkelbeeriges Bouquet mit satter Cassis- und Waldbeerfrucht vermählen sich mit den erdig-tabakigen und lakritzigen Noten, auch herrliche Trüffel- und Schokosplitter schwingen mit. Am Gaumen sehr dicht, grosszügig und mit cremiger Fülle, man spürt zwar die Reife des Jahrgangs, der Wein bleibt aber durchweg präzise und elegant, geradezu virtuos, das nahezu perfekte Tannin ist erstaunlich dichtmaschig und griffig, nähert sich dem vorläufigen Höhepunkt, für mich gehört der 2009 zu den grossen Sassicaia-Jahrgängen und lag klar über dem 2010er. Ein im Übrigen sicher spannender Pirat für einen Pauillac-Flight in einer Bordeaux-Verkostung.
Trinkempfehlung: – 2035
Bewertung: 19.5/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 2005 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Kühler, nasser Winter, sehr späte Blüte, überhaupt ein recht spätes Jahr ohne die Hitzepeaks im Sommer. Harmonisches, rundes Bouquet mit herrlichen Waldbeeren, Pflaume, Leder, Tabak und dunkle Schokolade. Am Gaumen ein saftiger Wein mit süsslicher Beerenfrucht, perfekt à point mit viel geschmeidiger, immer elegant bleibender Fülle und Frische, ein „Charming Boy“ mit hedonistischer Ader und samtig-schokoladiger Textur dank ausgereifter samtiger Tannine, sinnliche Opulenz.
Trinkempfehlung: – 2030
Bewertung: 18.5/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 2003 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Klar, auch hier war es sehr heiss und trocken, noch mehr als sonst, vor allem im Sommer. Dank der Nähe zum Meer waren jedoch weniger Hitzepeaks als im Herzen der Toskana und anderswo zu vermelden. Schon die Nase kennzeichnet mit ihrer Reife und fast schon opulenten Tertiärwürze den trockenen Jahrgang. Da ist viel Oliventapenade, Macchia, Lakritze und leicht angetrocknete schwarzbeerige Frucht. Im Mund ist das alles andere als fett, eher dichtfruchtig und engmaschig, mit leicht angestaubten Gerbstoffen, aber mit erstaunlicher Frische und Säureader, die dem Wein durchaus Trinkfluss gibt.
Trinkempfehlung: – 2026
Bewertung: 17/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 1999 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Verschlossen, zurückhaltend wirkendes Bouquet mit feinen Tabaknoten, Minze, Cassis mit erdig-mineralischer Würze. Im Mund präsentiert er sich konzentriert und klassisch, ohne überbordende Frucht, eher auf der erdig-tabakigen Seite, leicht spröde, auf einer gewissen Seite ein beruhigender, weil unaufgeregter Wein.
Trinkempfehlung: – 2028
Bewertung: 18/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 1997 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Ein Jahrgang, der damals in der gesamten Toskana ziemlich gehyped wurde. Nicht immer konnte er die damaligen Vorschusslorbeeren halten. Manche Weine wurden nach einer Zeit etwas spröde. Warmes Jahr, das mit der Blüte etwa 10 Tage vor dem regulären Zyklus anfing. Reifes, schwarzbeeriges Bouquet mit erdig-mineralischen Aromen, Graphit, feuchtes Unterholz, Liebstöckel und ätherisch-balsamischen Noten. Am Gaumen rund und schmelzig, zart oxidative Hülle mit belebender Frische, klassisch warmes Jahr, hedonistisch und zugleich mit langem, etwas austrocknendem Finale. Ein gereifter Klassiker auf dem Höhepunkt.
Trinkempfehlung: trinken
Bewertung: 18/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / DOC Sassicaia 1994 Cabernet Sauvignon Italien
Opakes Rubingranat mit deutlichen, orangenen Wasserrändern. Feine Reifenoten mit Pflaumenhaut, getrockneten Beeren und Gianduja-Schokolade. Im Mund saftig-schmelzige Art mit rosinigen Noten und herben Anklängen, gute Säurestruktur verleiht ihm eine klassische Art und Halt. Ein gereifter Klassiker mit erwachsener Tertiäraromatik.
Trinkempfehlung: trinken
Bewertung: 17.5/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / Sassicaia, VdT, Vino da Tavola 1993 Cabernet Sauvignon Italien
Vielschichtiges Bouquet mit leicht staubigen Toastnoten, süssen Gewürzen, getrockneten Kräutern und süsser Tabak. Die Nase ist toll. Am Gaumen hält er nicht ganz, was er verspricht: fleischig und dunkelwürzig, leicht staubiges Gerbstoffgerüst, aber ein Klassiker, der für den modesten Jahrgang alles gibt
Trinkempfehlung: trinken
Bewertung: 17/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / Sassicaia, VdT, Vino da Tavola 1991 Cabernet Sauvignon Italien
Noch so ein von Tertiärmusik dominiertes Bouquet mit Zedernholz, Tabak, Preiselbeeren und weissem Trüffel, Es erinnert wirklich eher an weisse als an schwarze Trüffeln. Im Mund mit schöner Persistenz und einer noch immer angenehmen Frische, die dem Wein eine gute Gesundheit bescheinigt, im Finale überzeugt die Mentholnote.
Trinkempfehlung: trinken
Bewertung: 17.5/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / Sassicaia, VdT, Vino da Tavola 1986 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Entsprechend dem schwierigen, weil extrem regenreichen Jahr präsentiert sich das Bouquet: Leicht staubige Tertiärnoten mit reifem Cassis, süssen Gewürzen, Korinthen, getrockneten Tabakblättern und verwelkte Blüten. Schöne Nase. Im Mund fehlt etwas der Druck, also eher weich und mit weiten Konturen, vielleicht eine nicht ganz perfekte Flasche.
Trinkempfehlung: Austrinken
Bewertung: 16/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / Sassicaia, VdT, Vino da Tavola 1989 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Entsprechend dem schwierigen, weil extrem regenreichen Jahr präsentiert sich das Bouquet: Leicht staubige Tertiärnoten mit reifem Cassis, süssen Gewürzen, Korinthen, getrockneten Tabakblättern und verwelkte Blüten. Schöne Nase. Im Mund fehlt etwas der Druck, also eher weich und mit weiten Konturen, vielleicht eine nicht ganz perfekte Flasche.
Trinkempfehlung: Austrinken
Bewertung: 16/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / Sassicaia, VdT, Vino da Tavola 1986 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Um es vorweg zu nehmen: Für mich eine der grössten Überraschungen des Abends und einer der besten Weine, durchaus auf Augenhöhe mit den gelobten grossen Jahren. Erstaunlich satte Farbe mit dunklem Kern, orangene Ränder, sehr stabile Farbe. Was für ein herrliches Terroirbouquet mit Rosmarin, Macchia, Zedernholz und andere balsamische Noten. Auch am Gaumen mit grandioser Tiefe, extrem würzig verwoben, herrlich sublim und deliziös
Trinkempfehlung: trinken
Bewertung: 19/20
-
Tenuta San Guido - Sassicaia / Sassicaia, VdT, Vino da Tavola 1985 Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc Italien
Noch sehr intaktes Rubingranat, mittlerer Rand, sehr schöne Reflexe, wenig Eintrübung. Weitaufgefächertes, vielschichtiges, extrem elegantes und tiefwürziges Bouquet, das an einen grossen Pauillac erinnert: dunkle Edelhölzer, Arabica-Kaffee, Graphit, Cassis, schwarze Oliven, Macchiawürze und ein Hauch Menthol. Im Mund unfassbar frisch mit fantastischer Präsenz und Brillanz, wie aus einem Guss, elegant und nuanciert mit ganz feiner Cremigkeit und hedonistischer Süsse, umrahmt von einer herrlich seidigen Textur, das Tannin geht vollends in der Textur auf. Ein wahres Meisterwerk. Ein Wein, der wie kaum ein Zweiter Italiens Weingeschichte geschrieben hat. Aus dieser Magnum mit Reserven für eine weitere Dekade.
Trinkempfehlung: trinken
Bewertung: 20/20