Südafrika-Reise – Kulinarische Höhepunkte am Kap der guten Genüsse

Für viele Weinliebhaber ist es immer eine Art ungläubiges Mysterium, dass es ausgerechnet in Südafrika eine ausgeprägte kulinarische Wein- und Gourmetszene gibt, die zu den besten der Welt gehört. Das erfahre ich regelmäßig von begeisterten Mitfahrern bei meinen einmal im Jahr stattfindenden Wein- und Gourmetreisen in das Kapweinland. Wer glaubt, alles gesehen und auf höchstem Niveau gegessen zu haben, erfährt hier neue Highlights. Bisher gibt es keinen deutschsprachigen Gourmetführer für die Region, darum fragen mich viele Gourmet- und Weinliebhaber, darunter einige Winzer, nach Empfehlungen für die Region. Vor drei Jahren gab es in WW 03/2019 die erste Auflage einer systematischen Zusammenfassung der besten Restaurants am Kap, jetzt folgt die «zweite Auflage» meiner Hitliste.

 

Vor zwei Jahren war ich das letzte Mal hier auf einer wunderbaren Weinreise mit gleichgesinnten Weinliebhabern. Just in dem Monat in 2020, als die weltweite Pandemie ihren Lauf nahm. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als plötzlich von einem neuartigen SARS-Virus in China die Rede war. Damals war das alles noch sehr abstrakt und unklar – ein Wahnsinn, wenn man heute darauf zurückschaut, wie unbeschwert wir da alle noch waren und was dann für eine dramatische Zeit folgte. Und klar, auch in Südafrika hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen, auch wenn ich befürchtete, dass die Folgen auf Wirtschaft und Gesellschaft augenfälliger wären. Denn Kapstadt und Umgebung wirkten auf den ersten Blick nicht viel anders als vor der Pandemie.

Opfer der Pandemie / Neuer Optimismus

Dennoch gibt es mit Blick auf die Restaurants zwei prominente Opfer des auch hier streng gewesenen «Shutdowns». Nämlich das berühmte Test Kitchen und Waterkloof, mit seinem gigantischen Glaspalast und Ausblick auf die False Bay, mussten schließen – immerhin zwei unserer regelmäßigen Top-Performer und kulinarischen Highlights der vergangenen Jahre und berühmte Aushängeschilder der dynamischen südafrikanischen Gastronomielandschaft. Aber immerhin wird das Test Kitchen inzwischen unter anderem Konzept als Sledgelings fortgeführt. Die Schützlinge und Azubis von Star-Koch Luke Daale Roberts führen es in ganz lockerer Atmosphäre mit jugendlichem Konzept weiter. Das Interior soll aber das Gleiche sein. Beim nächsten Mal werden wir es wieder testen. Das benachbarte und wegen seines Tapas-Menüs beliebte The Pot Luck Club gibt es aber nach wie vor.

Jede Menge Neues

Wir waren erstmals im angesagten Salsify sowie im Eike von Star-Koch Bertus Basson, der unter anderem auch das beliebte Spek & Bone betreibt. Neu sind unter anderem das erst kürzlich eröffnete Pier an der Waterfront, das Épice in Franschhoek sowie das vor der Pandemie eröffnete FYN, das ebenso unter den besten Restaurants in Kapstadt genannt werden muss. Eine weitere, gelobte Neueröffnung (früher Springfontein Eats mit Sternekoch Jürgen Schneider) ist auch das Watergate at Springfontein in Stanford an der Walker Bay – im Übrigen auch ein spannendes, von einem deutschen Ex-Manager, Dr. Johst Weber, geführtes Weingut mit dem aus Simbabwe stammenden Kellermeister Tariko Masayiti. Neben den bekannten Fine-Dining-Adressen gibt es freilich auch viele Every-Day-Empfehlungen mit immer neuen Konzepten. So zum Beispiel das De Maye, wo man zwischen Paarl und Stellenbosch in Picknick-Atmosphäre unter Bäumen speisen kann. Empfehlenswert ist auch das Steak-Restaurant «The Fat Butcher». Weiterhin gehören das Sushi-Restaurant Willoughby oder das mediterrane Fischrestaurant Baia, beide ganz praktisch in der Einkaufsmall, zu unseren Top-Favoriten.

 

Es gibt noch weitere neue Restaurants, die wir freilich aus Zeitgründen nicht alle besuchen konnten, die hier sicherlich eine Erwähnung wert sind und einige befinden sich schon auf der Liste für die im Januar 2023 geplante Wein- und Gourmetreise. So zum Beispiel das Chef’s Warehouse.


Kurzum: Südafrikas Gastronomie zeigt sich nach wie vor dynamisch und innovativ, überall ist große Aufbruchsstimmung zu spüren, die Menschen scheinen die Pandemie hinter sich gelassen zu haben und schauen voller Tatendrang und Optimismus nach vorne. Nur so lässt es sich erklären,
dass sogar während der Pandemie neue Restaurants, Bars und Konzepte entstanden sind. Von diesem Mut und dieser Begeisterungsfähigkeit können wir uns eine Scheibe abschneiden.

Fazit:

Es war genau das Richtige um, kurz nach der Streichung des Landes von der Liste der Virusvariantengebiete, dem hiesigen Winter mit Lockdown zu entfliehen. Dank konsequenter Hygienekonzepte und der sommerlichen Bedingungen fühlten wir uns überall sicher. Und es war wieder eine wahrlich großartige Weinreise voller enologischer und lukullischer Highlights. Überall wurden wir sehr herzlich und hoffnungsfroh begrüßt. Dieses wunderschöne Land hat es nach zwei Jahren Pandemie verdient, auf der Liste der Reiseziele ganz oben zu stehen, auch wenn wir den vergleichsweise geringen Trubel durchaus zu schätzen wussten. In einer der nächsten Ausgaben folgt ein Spezial zu den besuchten Weingütern mit den großen Klassikern und einigen, wirklich spannenden Neuentdeckungen.

1. La Colombe

Müsste ich wie vor drei Jahren ein strenges Best-of-Ranking führen, wäre das La Colombe ganz klar wieder die Nummer Eins mit 17 bis 18/20-Punkten erhalten. Da wir es aber diesmal nicht ganz so streng nach Gault Millau oder Michelin getestet haben, verzichten wir auf Punkte. Letztlich steht das Erlebnis im Vordergrund. Es ist und bleibt für mich das beste Restaurant Südafrikas. Allein die Auffahrt zum Restaurant ist sehenswert. Vorbei an üppiger Landschaft und Vegetation geht es hoch nach Silvermist, wo sich auch ein toller Blick Kapstadt bietet. Der junge James Haag gibt hier in der Küche seit Jahren erfolgreich den Ton an mit regelmäßigen Spitzenplätzen bei den «Eat Out Awards» und anderswo. Schade, dass der einstige Top-Sommelier Joseph Dhafana Ende letzten Jahres das Haus verlassen hat. Seine junge Nachfolgerin machte einen souveränen Job und ließ sich auch nicht von unserer Weinkompetenz einschüchtern, was nicht immer der Fall ist, da die meisten Sommeliers eher wenig internationale Erfahrung haben. Dennoch berührt es mich immer wieder zu sehen, mit welcher Wissbegierde und Begeisterung sie ihren Job machen.


Vor der Pandemie wurde der Gast quasi noch im Foyer vor einem Stück Baumrinde stehend mit diversen Amüse-Geules als Gaumenöffner begrüßt, was jetzt als «The Doves Nest» direkt am Tisch erfolgt. Der Gast kann zwischen dem «kleinen» und großen Menü wählen. Üblicherweise ist man als Gruppe angehalten, sich am Tisch für ein Menü zu entscheiden, es war aber kein Problem, beide Menüs nebeneinander zu bestellen. Schon die kleinen, optisch hervorragend präsentierten Gaumenkitzler überzeugten: Getrüffeltes Kirschparfait, Makrele im Cap Malay Stil und Tatare von der Roten Beete gaben den erwartungsvollen Auftakt, gefolgt von einer kräftigen, weil gesmokten Tomatenessenz mit Aubergine und Pinienkernen, die mich ob ihrer Intensität direkt nach Italien beamte. Einer der Highlights im großen Menü war die in der Holzkohle gegrillte, mit Tigergarnelen und Kokosschaum gefüllte Passionsfrucht. Sie sah zwar von außen etwas angekokelt aus, war aber von vorzüglicher Güte mit spannendem Fruchtspiel und herrlichen «Smoke-Aromen». Um die Passionsfrucht zu füllen, machte man am Kopf der Frucht einen feinen Schnitt, der nach der Füllung wieder zugeklebt wurde. Zum Öffnen gab es dann einen speziellen Löffel. Eine sehr kreative wie auch gelungene Idee. Nach der klassischen Signature-
Thunfischdose mit leckerem, spicy Tuna-Tartar wird ein fulminanter Gang nach dem anderen aufgetischt, der die ganze Geschmacks- Palette abdeckt: von Jakobsmuschel mit verschiedenen Texturen vom Korn (gegrillt, dehydriert und als üppigen Schaum), bis hin zum «Grass Feed Beef» schafften es James Haag und sein junges Küchenteam, das Niveau durchgängig hoch zu halten. Gerade beim Hauptgang leisteten sich andere durchaus mal Schwächen. Hier war es perfekt. Beim Lesen des Menüs hätten wir uns zwar wohl lieber das vor zwei Jahren sensationelle Karoo-Lamm statt eines auf den ersten Blick vielleicht etwas austauschbaren Rinderfilets gewünscht. Der intensive, markante Eigengeschmack des zarten, weil à point und saftig gebratenen Fleisches war jedoch über jeden Zweifel erhaben – bestens begleitet von der ebenso kräftig-dichten, nicht übertünchenden Jus. Das Dessert, eine schöne und fruchtige Komposition aus Kirsche, Orange und Pistazie, hielt das Niveau. Der Käsegang war, wie oft in Südafrika, nicht unbedingt auf dem gleichen Niveau wie die vorangegangen Speisen. Die eigene Käsekultur ist in Südafrika noch am Anfang.

 

Fazit: James Haag bringt mit seinem Menü einmal mehr ein perfekt austariertes Aromenspiel auf den Punkt. Ein klassisch komponiertes, abwechslungsreiches Menu mit guter Aromentiefe, ohne zu viel auf Pünktchen, Texturspielchen und Teller-Ikebana zu setzen. Zum Glück scheinen auch hier die Trockeneis-Orgien zumindest weniger zu werden. Die Weinkarte gehört zu den besten Südafrikas und gegen Korkgeld lassen sich auch eigene Flaschen mitbringen. Zum Menü wählten wir einige Weine von Shootingstar Chris Alheit wie der ungemein saftig-lineare 2020 Hemelrand Vine Garden sowie der grandiose, aus alten, unbewässerten Buschreben stammende 2020 Chenin Blanc «Hereafter Here», der zeigt, wie grandios und elegant Chenin werden kann. Bei den Roten erfreute uns Creations Top-Pinot Noir «Art» mit seiner elegant-cremigen und doch auch mineralisch-frischen und finessenreichen Art.

 

Dieses kulinarische Feuerwerk ist auch in diesem Jahr einstimmig unsere Nr. 1. In Europa wäre das La Colombe sicher auf einem Ein- bis Zwei-Sterne-Niveau.


Küche: Französisch-asiatische Fusionsküche auf exzellentem Sterne-Niveau, astreiner Service, mehrfach ausgezeichnete Weinkarte


https://www.lacolombe.co.za/menus

2. RUST-EN-VREDE

Ganz versteckt am Ende eines langen Tals mit Weingütern und Anwesen erwartet einen das «Ruhe und Frieden» in einem schattigen Garten mit schönem Ausblick auf den Helderberg. Ein weißes kapholländisches Häuschen dient Küchenchef Fabio Daniel als Heim für seine fantastische, italienisch inspirierte Küche. Er ist gebürtiger Brasilianer, seine Frau Italienerin und seine Vorfahren stammen aus den Abruzzen. Seine mediterranen Wurzeln schmeckt man in jedem seiner Gerichte. Klassiker der italienischen Küche wie das ausgezeichnete, cremige Risotto oder den bei anderer Gelegenheit probierten Raviolo zeigen handwerkliche Souveränität und Italianità. Kein Wunder, Fabio und seine Frau gehen selbst gerne auf kulinarische Reisen nach Italien, Frankreich und Spanien. Wenn es einen großen Unterschied zu anderen Top-Restaurants gibt, dann sicherlich der, dass hier eher Soulfood mit frischen Produkten und präzisen Aromen im Vordergrund stehen. Weniger Teller- Ikebana mit vielen Pünktchen und Espumas, freilich elegant und modern interpretiert und angerichtet. Das Niveau war durchgängig, während anderswo durchaus beim einen oder anderen Gang nicht ganz das Niveau gehalten wurde. Da wir tagsüber schon 5 Gänge im Quoin Rock hatten, baten wir Fabio Daniel um eine abgespeckte und leichtere Version seines hervorragenden 4-Gang-Menüs. Wir verzichteten auf das Risotto und tauschten es ein gegen ein herrlich glasig gebratenes Duett aus Jakobsmuschel und Languste, die er auf einem feincremiges und schmackhaftes Topinambur- Püree legte. Auch der zart geräucherte Yellowtail aus Wildfang, den er mit Pilzen, Pinienkernen und Wurzelgemüse garnierte und mit einer Art Ponzu fein aromatisierte, überzeugte und zeigte, dass ihm auch Ausflüge in die Fusionsküche mit japanischen Elementen ausgezeichnet gelingen.

Höhepunkt des Menüs war für mich aber die sensationell zarte Waygu- Schulter, die schon fast am Messer zerging. So zart, fast buttrig zerläuft das Fleisch im Mund, so viel Umami, jeder Biss eine wahre lukullische Freude, umrahmt von mediterranem Gemüse wie sautierte Artischockenherzen. Last but not least war auch das Dessert schlicht grandios: Snow White mit Himbeerschaum und Litschi, elegant und leichtfüßig. Überhaupt nicht süß, eher erfrischend und belebend. Genau das Richtige nach einem langen Verkostungstag mit üppigem Lunch und Dinner.


Tipp: Kommen Sie etwas früher und genießen Sie den Aperitif draußen vor dem Eingang mit Blick auf das wunderschöne umliegende Tal. Für den besten 2er-Tisch im gemütlich gedimmten Raum nach Tisch Nr. 5 fragen!


Küche: Internationale Fusionsküche mit italienischen Akzenten. Tolle international bestückte Weinkarte, eine der besten in den Cape-Winelands.


https://rustenvrede.com

3. Aubergine

Zu den ganz großen Klassikern in Cape Town gehört das Restaurant Aubergine von Chef Harald Bresselschmidt. Der aus der Eifel stammende Spitzenkoch und Weinliebhaber kocht hier seit 26 Jahren und kann einige spannende und witzige Anekdoten aus seinem Leben am Kap erzählen. Über sein Restaurant und den vielen anderen Top-Adressen habe ich vor einigen Jahren bereits im WeinWisser ausführlich geschrieben (WW 03/19). Es ist längst eine gute alte Tradition, dass wir hier das Opening-Dinner unserer kulinarischen Weinreise eröffnen.

 

Nach so vielen Weinreisen fühlt es sich schon fast an wie «Heim kommen», besonders in diesem Jahr war die Freude sehr groß: «Endlich wieder unbeschwert essen gehen nach den ganzen Restriktionen».

 

Und so haben wir den ersten Abend mit unserer kleinen und feinen «Kulinariker-Gang» besonders genossen. Der Maître ist erfahrener Spitzenkoch, hat richtig Ahnung von Wein und einen gut bestückten Weinkeller. Hier lagern neben großen Gewächsen aus Südafrika, Spitzenrieslinge aus «Heimatnähe», insbesondere von der Mosel. Aber so groß die Verführung auch ist, hier einen gereiften Riesling von Egon Müller oder J.J. Prüm mit Jahrgangstiefe zu trinken, bleiben wir dennoch bei Südafrika. Deswegen sind wir ja hier.

 

Es war wieder ein großer, kommunikativer Eröffnungsabend mit einem exzellenten Menü und spannenden Weinen mit Fokus auf das angesagte Swartland und der Pinot-Noir-Hochburg Hemel-en-Aarde.

 

Wir fingen mit sautierten Garnelen, Lachs und Kaviar an. Wilde Austern sind eine Spezialität des Hauses, wenn er welche hat, wie etwa vor zwei Jahren. Eine geschmackliche Offenbarung, die man viel zu selten bekommt. Ebenso Weltklasse war die kräftig einreduzierte Hummer-Bisque – eine regelrechte Gaumenexplosion, die dem oft geflügelten Spruch, «Gutes Essen und Trinken sei der Sex des Alters» einen nachvollziehbaren Wahrheitsgehalt gibt.
Als Hauptgang kamen saftige, rosarote Streifen vom Wagyu in Estragonsauce mit delikaten Beilagen wie Rinderbäckchenkroketten.

 

Die Weinauswahl war hervorragend. Als Mitbringsel hatte ich einen fabelhaften, wenn noch etwas junges Großes Gewächs aus Haralds Lieblingsregion Mosel, nämlich von Heymann-Löwenstein, dabei. Einer der Höhepunkte war der Skerpion von Eben Sadie, der unlängst von Kollege Tim Atkin mit 100 Punkten geadelt wurde. Ein wunderbarer, sehr ausgewogener und saftig-eleganter Chenin-Blend mit präzisen Konturen. Ganz sicher einer der besten Weißweine Südafrikas. Ich sehe ihn bei guten 19/20 Punkten. Der Porseleinberg von Boekenhoutskloof hat das geliefert, was man von ihm erwartet, auch wenn ich ihn etwas weniger fruchtopulent in Erinnerung hatte. Charaktervoll zeigte sich die Pinotage- Empfehlung von Mâitre Harald.

 

Bis zum nächsten Jahr!

 

Küche: Klassische französische Gourmetküche auf exzellentem Sterne-Niveau mit indisch- malaiischen Einflüssen, ausgezeichnete Weinkarte mit top südafrikanischen und internationalen Weinen. Ebenso Rares aus Deutschland.

 

https://www.aubergine.co.za/

 

 

La Petite Colombe

Die 2017 in Franschhoek eröffnete kleine Schwester des La Colombe hat erst die Nachfolge des «Tasting Room» im Le Quartier Francais angetreten und liegt heute im wunderschönen Ensemble beim angesagten Weingut Mullineux. Die Atmosphäre in den neuen Räumen ist lockerer, im offenen Landhausstil. Von dem am Fenster liegenden Tischen schaut man auf extravagante Skulpturen, das üppig grüne Umfeld sowie die Silhouette der umliegenden Bergketten. Nach einer wunderbaren Probe bei Mullineux wählten wir zum Lunch das 5-Gang-Menü, das mit ähnlichen Zutaten wie das La Colombe in Constantia arbeitet, aber dann doch wiederum anders und eigenständig ist. Vermisst habe ich den würzigen und kräftigen Langustinen-Raviolo auf Seehecht- Velouté und Blumenkohl-Espuma, der vor zwei Jahren eines der Top-Highlights war. Dafür gab es Nachhilfe in Sachen Konfieren. Nach dem ein Eigenversuch zu Hause optisch nicht ganz so schön gelingen wollte, kam mir diese Nachhilfe gerade gelegen. Lachs am Tisch konfiert. Man nehme eine Mini-Kasserolle gefüllt mit 150 Grad heißem Öl und lasse das im Übrigen hervorragend marmorierte Lachsfilet darin 6 Minuten ziehen. Fertig. So einfach geht Sterneküche. Nein, so ist es natürlich nicht.

 

Angerichtet wurde das Filet dann doch in der Küche, ganz geheim, aber exquisit mit Mousse aus grünem Spargel und Wachtelei.

 

Unser Lunch zog sich ob der gechillten Atmosphäre wunderbar in die Länge, aber gute drei Stunden sollte man für einen Besuch mittags durchaus einplanen. Zum Dinner sind auch 12 Gänge (auch vegetarisch) möglich, so oder so ist der Besuch im La Petite Colombe ein echtes Erlebnis. Bei der Dessert-Anrichtung wäre etwas optische Abwechslung wünschenswert, uns fehlte das Alleinstellungsmerkmal.

 

Küche: Etwas verspielter und finessenreicher als im La Colombe, man schmeckt und sieht aber die Ähnlichkeit in Aufmachung und Komposition. Ebenfalls eine gut sortierte Weinkarte. Der Service ist exzellent und gehört zu den besten in den Winelands. Platz 5 bei den Eat Out Awards 2018.

 

https://www.lapetitecolombe.com/menus

5. Salsify im Roundhouse

Das Salsify befindet sich im mondänen Camps Bay, das zwar wunderschön ist, kulinarisch aber eher von gut gemachter Konzeptgastronomie und Ketten lebt. Da ragt das Salsify mit seinem Fine Dining-Konzept deutlich heraus. Mit einem atemberaubenden Blick auf den Atlantischen Ozean und den majestätischen Lion’s Head im Hintergrund ist das relativ neue Salsify ein echter Hingucker. Das trendy-vintage eingerichtete Restaurant mit ausgefallenem Dekor ist in den geschichtsträchtigen Mauern des Nationaldenkmals The Roundhouse eingebettet, das natürlich auf eine entsprechende Historie zurückschaut.
Das mehrgängige Menü, das sich an den Jahreszeiten orientiert, setzt auf verfeinerte südafrikanische Küche und glänzt mit delikaten und doch intensiven Aromen, interessanten Texturen und auch die Weinbegleitung durch den sympathischen und kompetenten Sommelier Samuel Ross kann sich sehen lassen.

Beeindruckt vom Interieur und dem herzlichen Empfang mussten wir nach dem Einstudieren der Karte erst einmal an unseren Mathematik- Künsten zweifeln. Die Gänge hoch und runter gezählt, kamen wir stets auf sechs statt sieben. Des Rätsels Lösung: der Gruß aus der Küche wurde mitgezählt. Also nicht wundern.


So hatten wir das 6-Gänge-Degustationsmenü mit Weinbegleitung. Die Vorspeise mit gebratenem Thunfisch und einer exzellenten, markanten Ponzu-Reduktion ließ unsere Konzentration dann ganz schnell auf die Zunge wandern.


Die pochierten Langusten mit Trüffelhäubchen an Gnocchi, ein wahrhaft erdiger Übergang vom Festland in die unbeschreibliche Tiefe der Meere, waren für mich eines der besten Kap- Malay Linefish-Gerichte auf der Reise. In der Textur ganz zart und fein, umrahmt von den typischen indisch-malaiischen Gewürzen, die auf den Fisch fein abgestimmt waren.


Dort wartete eine sehr winterlich-afrikanisch interpretierte Springbock-Variante auf uns, die mit Leber und roter Beete kräftig umrahmt wurde. Eine Komposition, die man eher an einem Herbst- oder Wintertag erwartet hätte.


Die Weinkarte ist gut bestückt und hält neben fast allen südafrikanischen Stars auch einige internationale Weine bereit. Sommelier Samuel Ross, ungemein leidenschaftlich und wissbegierig, offerierte uns noch spontan eine Weinprobe mit gereiften Raritäten. Das hat dem schönen Abend noch das i-Tüpfelchen gegeben. Dazu eine veritable Neuentdeckung – ein spannender, ungemein duftiger «Somesay» Syrah vom total unbekannten Newcomer Harry Hartman, der mit seiner feinen floralen Würze, Kühle und frischen Frucht perfekt zu unserem Springbock passte. Der zweite Jahrgang dieses Start-up-Projektes von leidenschaftlichen Weinliebhabern.


Eine schöne Abwechslung im besonderem Camps Bay-Ambiente, mit Meeresblick statt Weinbergskulisse.


Küche: Im Fokus südafrikanische Küche mit aktuellen Einflüssen aus der asiatischen und französischen Gourmetcuisine


https://salsify.co.za/

Gate at Quoin Rock

Quoin Rock hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur wegen der atemberaubenden Architektur einen Namen gemacht: Die Weine und die köstliche Küche machen ihn zu einem Must-See-Erlebnis. Damit hat es Quoin Rock zur festen Anlaufstelle bei unseren Reisen geschafft und kommt erstmals unter die TOP 10.


Die Aneinanderreihung von mächtigen Corten-Stahlrahmen vor dem Eingang, die einen so groß dimensioniert schon innerlich wachsen lassen, bilden einen Teil des beeindruckend stylisch architektonisch zeitgenössischen Entrees mit fontaneartigen Regenfällen und Installationen sind ein echter Hingucker.


Die perfekt kombinierten Materialien Beton, Stahl, Holz sowie riesige Glasflächen erzeugen eine besondere Atmosphäre, die Luftigkeit und Leichtigkeit verströmt. Eingebettet ist das Ganze in diese atemberaubende Landschaft. Das Vorspiel zu einem perfekt inszenierten Menü, was könnte da besser passen als ein MCC zur Einstimmung.
An einem herrlich entschleunigten und sehr heißen Samstagmittag mit 36 Grad waren wir dort zu einem zugegebenermaßen etwas üppigen 5-Gänge-Lunch.


Nachhaltigkeit und die Verwendung von regionalen Produkten wird bei Quoin Rock ganz großgeschrieben. Einheimische Wald- und Wiesenkräuter sowie Gewürze werden so grazil eingesetzt, dass die Gerichte gewaltig, gleichzeitig tänzelnd auf der Zunge liegen.
Erfrischend zum Sommertag ein mediterranes Minestrone-Küchlein, gefolgt von saftigen Jakobsmuscheln mit konstruierten «Seilschaften» aus Blumenkohl und Mais, artistisch angerichtet, an eine Seiltänzerin erinnernd. Einfach unbeschreiblich war der erste Hauptgang, das für mich beste und zarteste Springbock- Filet auf dieser Reise, sous vide zubereitet, mit geschlossenen Augen hätte man fast eine gebratene Foie Gras denken können.
Nur beim 2. Hauptgang mussten wir kleine Abstriche hinnehmen. Die glacierte Entenbrust war geschmacklich pointiert, aber etwas durchzogen.
Der einzige Minuspunkt an diesem Samstagmittag, der aber von dem fluffig-frischen Pfirsich- Dessert schnell versüßt wurde.


Küche: Zeitgenössische afrikanische Küche mit Ausflügen in die klassischen Gourmetwelten.


https://quoinrock.co.za/

7. Creation

Auch wenn Creation etwas abseits von Stellenbosch und Co. liegt – für diese sensationelle Kombination aus Wein und Essen lohnt sich der Abstecher allemal. Kein anderer schafft es, die Aromen aus beiden Welten so perfekt zu vereinen wie die Küche von Creation. Im oberen Teil des kühleren Hemel-en-Aarde- Tals, direkt am Fuße des Babylonstorenberges, kann man hier den ganzen Tag verweilen, an den leckeren Weinen nippen und einfach die kleinen Tapas-ähnlichen Gerichte genießen. Es gibt kaum einen anderen Ort der Gastlichkeit, an dem die Zeit nur so dahinrinnt. Das liegt nicht nur an den biblischen Bezeichnungen, die man hier allerorten antrifft. Babylonstoren, Creation und dann heißt noch der Winemaker und Mitinhaber mit Vornamen JC, was nicht für Jesus Christ, sondern für Jean-Claude steht. Bei unserem erneuten Besuch, bei dem wir praktisch das Restaurant exklusiv für uns hatten und einige köstliche Stunden mit einer herausragenden Weinprobe mehrerer Jahrgänge seiner Top-Pinots im privaten Ambiente verkostet haben, wiederholte er gerne diese Anekdote. «Es würde noch fehlen, dass wir JC namentlich in Jesus Christ umtaufen würden», sagt er lachend. «Dann würden uns die Leute für total verrückt halten und sagen, jetzt flippen die da oben total aus.» Die Weine sind über jeden Zweifel erhaben, hier kann man praktisch alles blind trinken. Herausragend sind seine Pinot Noirs und Chardonnays, die nochmal an Eleganz, Frische, Finesse und mineralischer Prägnanz zugelegt haben. Aufgepasst: An Sommerwochenenden ist halb Hermanus hier, wenn es unten an der Küste zu heiß wird. Man sollte also immer reservieren.

 

Küche: Konzentriert, aromatisch, ideal auf die Creation-Weine abgestimmt, exzellent geschultes Personal.


https://www.creationwines.com/tasting-room/

Capelands

Längst ist Südafrika in Insiderkreisen auch ein Mekka für ausgewanderte Weinliebhaber und Feinschmecker. In den Top-Regionen wie Stellenbosch, Franschhoek, Swartland und an der Walker Bay reihen sich inzwischen stylische Weingüter wie Perlen an einer Kette. Darunter findet man auch einige architektonische Meisterwerke von meist ausländischen Großinvestoren. Aber es gibt auch die kleinen, authentischen «Winefarms» mit interessanten Geschichten, spannenden Weinen und guter Küche ohne Vorzeigepalast. Eine davon ist die von Johann (Hansi) Innerhofer und Laura Mauri, die 2004 in Sommerset West «Capelands» kauften und seit 2010 dort auf drei Hektar Wein anbauen. Anlässlich unserer vorletzten Weinund Gourmetreise konnte ich mir ein Bild von der «Capelands Winefarm» machen. Über ihn schrieb ich ja bereits in einem Spezial in der Weinwisser-Ausgabe 03/2020. Wir haben es mit einem Mann zu tun, der in der Weinwelt schon viel bewegt hat. Innerhofer war Gründer des Gourmet Club Südtirols, was später das Internationale Meraner Wine Festival wurde.

Heute ist er Self-Made-Winzer, leidenschaftlicher Koch und Ambassador für Sassicaia im asiatischen Raum, insbesondere in China.

Johann und seine Frau Laura hatten eine Vision, als sie vor 18 Jahren von Südtirol nach Südafrika auswanderten: «Ich wollte ein kleines Gut mit bereits bestehendem Rebland und mit in gutem Alter befindlichen gesunden Reben, möglichst mit Meeresblick und guter Anbindung zum Flughafen.» Aufstehen und auf das Meer schauen, das war der Traum, den sie hier realisierten. Der Panoramablick geht über den Sir Lowry‘s Pass und über die gesamte False Bay und bietet einen der beeindruckendsten Sonnenuntergänge überhaupt. Diesen kann man besonders von seinem sehr empfehlenswerten Restaurant aus genießen. Wie beim Wein ist auch beim Essen die Einfachheit, das Authentische und die hohe Produktqualität seine Philosophie. Johann ist Autodikdat und kreiert fast wöchentlich ein neues Menü, das jeder guten Brasserie gut zu Gesicht stehen würde. Die Kräuter kommen direkt aus seinem kunstvoll dekorierten Garten. Seine «Must eat» sind sein fabelhaftes Springbock- Tartar, das auf dem Teppanyaki gegrillte Spingbockfilet oder Waygu, seine gefüllten Ravioli und andere hausgemachte Pasta-Kreationen, die Bäckchen vom Waygu, die so zart wie fast nirgendwo sind. Als Italiener hat der auch ein Faible für Meeresfrüchte und seine Fischgerichte kommen nur dann auf die Karte, wenn es der Markt hergibt. Johann zaubert, wie es ihm gerade passt. Ein schönes Stück Italianità, pardon Südtirol, inmitten von Südafrika: warmherzig, locker, authentisch und mit viel Lebensfreude.

 

Küche: Brasserie-Küche mit südafrikanischen und italienischen Elementen. Es ist kein klassisches Restaurant, es ist eher so, als würde man gute Freunde besuchen, die an einem wunderschönen Ort ihren Lebenstraum verwirklicht haben und dies mit netten Gästen und Freunden teilen.


https://capelands.com

9. Indochine

Das Indochine ist eines von zwei Restaurants im architektonisch spektakulären Weingut Delaire Graff, das dem bekannten Gold- und Juwelenhändler Graff gehört. Wie der Name es schon vermuten lässt, liegt der Fokus der Küche in der Fusion von heimischen Gerichten mit indisch-asiatischen Elementen. Das Indochine liegt in der begehbaren «Schatztruhe» des absolut sehenswerten Ensembles, umgeben von stilvoller Kunst, üppigen Blumengestecken und exquisiten Möbeln. Der frühe Gast genießt vom schönen Garten aus mit extravaganten Geparden-Skulpturen einen herrlichen Sonnenuntergang über das Stellenbosch-Tal. Allein das ist einen Besuch wert. Unter einer Deckenskulptur aus 1.300 Plexiglas-Schwalben serviert Chefkoch Virgil Kahn ein asiatisch- inspiriertes 6-Gänge-Menü. Am Green Curry Prawn mit Koriander-Cashew-Püree, gebranntem Spinat und Kaffernlimette zeigte sich die schöne Liaison zur asiatischen Küche. Zur geschmorten Rinderbrust, scharf und pointiert gewürzt mit Curry, wurde als kühlendes Ausgleichselement eine Trilogie aus Gurkensalat, Tapioka und Kokosnussreis gereicht, die für sich allein gegessen ziemlich langweilig schmeckten, aber wohl als «Entschärfer» für das Zimtcurry gedacht waren. Sehr spannend und mit viel Umami kam das am Tisch auf einem Mine-Kohle-Grill zu Ende gesmokte Yakitori- Hühnchen mit Sesam und Ingwer. Der scharf angebratene Unagi Linefish in der Koriander- Mayonnaise war gut, aber hätte sicher auch etwas glasiger und die Mayonnaise pointierter ausfallen können.

 

Insgesamt gutes Niveau, besser als vor drei Jahren, als wir monierten, dass die Gerichte hier und da noch etwas mutiger und prononcierter ausfallen dürften. Der Service war vergleichsweise unpersönlich und spulte zu sehr das Menü runter ohne wirklich zu interagieren.

 

Küche: Afro-asiatische Fusionsküche mit Fokus auf koreanische, indisch-malaiische und thailändische Einflüsse. Gut sortierte Weinkarte, glasweise nur die hauseigenen Weine.

 

Delaire Graff Estate,
Helshoogte Rd, Stellenbosch, 7600
https://www.delaire.co.za/dining/indochine/

 

 

 

 

10. Jordan

Erst zum zweiten Mal kehrten wir nach einer sehr schönen Weinprobe mit saftig-frischen Sauvignon Blancs, dichten Chardonnnays und gelungenen Bordeauxblends ins wunderschön gelegene Jordan ein. Allein der Blick lädt zum Verweilen ein. Das offene Restaurant mit ambitionierter Bistroküche von Jardine überzeugte uns vollends. Selbst gebackene Brotvarianten, vorzüglich, in der Alufolie gedünstete Saldanha-Muscheln im herrlich kraftvoll-würzigen Kap-Malai-Sud sowie das kunstvoll angerichtete Chalmar-Rinderfilet oder saftig gebratener Seehecht mit Kichererbsenkruste zeigen handwerkliches Können und Kreativität. Wir verbrachten hier einen sehr entspannten ersten Lunch, eine schöne sonnig-strahlende Einstimmung auf die kommenden Tage.

 

Küche: Ambitionierte, sehr frische Bistroküche mit Fokus auf lokale, jahreszeitliche Zutaten. Must-Eat: Die dampfend kommenden Saldanha- Muscheln in der Alufolie sowie das Chalmar-Rinderfilet.

 

https://www.jordanwines.com/dine-with-us/

11. Eike

Auf den Spuren von Bertus Basson, einem der Stars in der Szene, kamen wir auf das EIKE. Auffällig ist, dass Spitzenköche in Südafrika selten bei einem Restaurant bleiben. Sieben sind es mittlerweile an der Zahl unter seinem Namen. Nach dem Overture meine zweite Bertus Basson-Experience. Das EIKE liegt recht unspektakulär in einem Hinterhof, das verleiht ihm etwas von einem Geheimtipp, mitten im Städtchen Stellenbosch.

 

Tatsächlich ist die Location relativ klein und cosy, dem Namen alle Ehre machend mit viel Eiche, aber bei weitem nicht rustikal, eher an eine trendige Wohnung erinnernd, ganz im Stile der aktuell angesagten wie zeitlosen grün- und messingfarbenen Akzente mit punktuellen Wohlfühlelementen.

 

Ebenso wenig verstaubt, wie die Eiche in diesem Restaurant sind auch die extrem experimentierfreudigen Gimicks wie essbares schwarzes Kerzenwachs aus Rinderfett, verschiedene urtypische, afrikanisch interpretierte Zwischengänge, Küchlein und Dips sowie Brot. Da spiegelt sich das Hauptkonzept von EIKE wider. Sehr starke und sehr aromenreiche Gewürze (besonders beliebt sind Koriander, Kardamom, Nelken, Zimt, Ingwer und Chili), die physisch am Tisch erklärt werden, finden sich in den meisten Gängen wieder.

 

Hervorzuheben ist das äußerst schmackhafte, spannend gewürzte Springbocktatar. Die Lammkeule war butterzart geschmort und sehr intensiv, fast schon rustikal und wild im Geschmack. Wer es leichter mag, sollte zu einem fleischlosen Gericht oder eher zu Fisch tendieren. Jedenfalls waren wir selten so voll und – was ich sehr selten mache – es brauchte einen guten Grappa.

 

Das Dessert, eine auf dem stilvoll eingesetzten Service der 50er Jahre angerichtete goldene Birne mit Vanilleeis, war ein wirklich goldenes Highlight des Abends.

 

Küche: Moderne afrikanische Küche mit authentischen Gewürzen, lokalen Produkten.


https://bertusbasson.com/

 

 

The Test Kitchen

Eines der berühmtesten und meist gehypten Restaurants der Regenbogenrepublik fiel der Pandemie zum Opfer. Nur alle drei Monate öffnete sich das Buchungsfenster für die Nummer 1 und war nach nur wenigen Stunden ausgebucht. Fast ein Jahrzehnt führte es unangefochten die Rangliste der südafrikanischen «Eat Out Restaurant Awards» an und fand sich regelmäßig unter den besten Restaurants der Welt. Star-Koch Luke Dale Roberts will jetzt in Johannesburg ein neues Konzept ausprobieren.


Ohne Wertung.

Wolfgat

Nur wenige Wochen, bevor das Wolfgat 2019 als «bestes Restaurant der Welt» ausgezeichnet wurde, kehrten wir dort zu Mittag ein. Hier genießt der Gast einen der besten Ausblicke auf den Strand und das Meer. Stundenlang könnte man hier an einem der nur fünf Holztische sitzen und auf die kilometerweiten, hellen Strände von Paternoster schauen. Apropos Strand. Nomen est Omen. Denn hier wird von Chefkoch Korbus van der Merwe «Strandcuisine» vom Feinsten zelebriert. Auf blanken Holztischen liegt die schlichte Menükarte, ein dünnes DIN A4-Blatt, grob zusammengefaltet. Das 7-Gang-Menü der nordischen «Strandveld- Cuisine» ist ein exotischer innovativer Mix aus selbstgesammelten Strandpflanzen, Algen und neuen Meeresfrüchte-Kompositionen. Angeblich soll man hier eine Art wilden Salbei und allerlei Pflanzen finden. Wie auch immer: Unser Highlight war damals die gebratene Auster, die von einer sensationellen Muschelsud- Espuma übergossen wurde, die man in dieser puristischen Intensität selten vorfindet.

Das zeigte, welches Potenzial hinter diesem Ansatz steckt. Die Muschel auf geräuchertem wildem Salbei duftete herrlich, dennoch konnten wir den Hype um die «Strandveld Cuisine» nicht so ganz nachvollziehen. Dazu ist sie zu stark begrenzt und damit letztlich auch etwas zu eindimensional. Beim geangelten Angel- Fisch, der zwar saftig-zart gebraten war, hätte man mehr daraus machen können. Insgesamt fehlte uns Variationsreichtum und bei aller Liebe zu Purismus, bei manchen Gerichten auch Intensität und Aromenspiel. Wer aber schon in der Gegend unterwegs ist, sollte neugierig bleiben und sich auf diese Nischen-Küche einlassen.

 

Küche: Nordisch-minimalistisch angehauchte «Strandveld-Cuisine», Weinbegleitung und Weinkarte hauptsächlich unbekannte Swartland- Produzenten.


https://www.wolfgat.co.za/

PIERNEEF À LA MOTTE

Einer der lauschigsten Orte in Franschhoek ist das Weingut La Motte. In dem dazugehörigen Restaurant kann man, in einer Art grünen Oase, wunderbar zum Lunch verweilen, entspannen und wirklich gut schlemmen. Eric Bulpitt, der auch im Noma kochte, schafft eine ganz neue eigene Welt, mit südafrikanischen Zutaten, würzigen Kapmalaii-Einflüssen und traditionell-indischen Gerichten, u.a. Cape Bokkom Salat (getrocknete Meerbarbe), Fenchelpollen, geräuchertem Kräuterbett, duftendem Basmatireis und indonesischen Sambal- Saucen. Alles für den europäischen Gaumen mutig, aber fein balanciert und aromenstark gewürzt. Ein herrlicher Kontrapunkt zu den «Espumas» und «Emulsionen». Vor zwei Jahren eine der besten Erfahrungen der Tour! Überraschend, weil mehrmals getestet, aber noch nie so gut. Hervorragender, authentischfreundlicher Service, der keine Wünsche offenlässt.

 

Küche: Südafrikanisch-Kapmalaii, viel Gemüse, überschaubare Weinkarte. Drinnen und draußen unterschiedliche Menüs. Nur Mittagsmenüs.


Main Rd, Franschhoek
www.la-motte.com/pages/pierneef-a-la-motte

Haute Cabrière Restaurant

Hoch über Franschhoek, vor einer Berghöhle, mit einem Glas flaschenvergorenen Schaumwein (MCC) in der Hand, hat man einen kompletten Blick über das Tal des kleinen «Franzosenecks » und kann hier ideal den Tag ausklingen lassen. Allein das sehenswerte Weingut von Takuan von Armin, einem Sprössling der Hildegard von Armin, die wiederum mit der Familie Keller aus Flörsheim-Dalsheim verwandt ist, und seine herrlich klaren und geradlinigen MCCs, Chardonnays und Pinot Noirs machen einen Besuch lohnenswert. Wenn es dann nach der ausführlichen MCC – und Pinot- Probe, die wir noch nie so gut probiert haben wie zuletzt, in das angeschlossene, intern völlig neugestaltete und zusätzlich extern als Glaskasten neu erbaute Restaurant geht, ist man schon beseelt. Eine klare Empfehlung! Immerhin schafften wie es zum Aperitif – so konnten wir den sensationellen Ausblick auch in diesem Jahr genießen.

 

Küche: Weinkarte bietet viel Haute Cabrière aber auch weitere Franschhoek-Produzenten.

Lambrechts Rd, Franschhoek
www.cabriere.co.za/restaurant/

Tokara Restaurant

Tokara lässt sich gut mit einem Besuch mit den nahegelegenen Weingütern Delaire Graff und Thelema verbinden. Auch hier ist das Restaurant wunderbar in die Wein- und Olivenhaine eingebettet, der Gast sitzt entweder auf der komplett verglasten Terrasse mit Panoramablick oder im gemütlichen Innensaal mit hohen Holzdecken und kunstbedeckten Wänden. Bei einem unserer letzten Besuche verzauberte uns hier die marinierte Gelbflossenmakrele in einer ultrafeinen Ponzu-Sauce. Zwar konnten bei unserem Besuch nicht alle Gerichte vollends überzeugen, aber Tokara ist immer ein beliebtes Ausflugsziel und befreundete Gourmets konnten eine wieder erstarkte Qualität bescheinigen. Davon abgesehen, dass hier auch die Weine des anliegenden Weingutes überzeugen und auch ältere Jahrgänge im Restaurant angeboten werden. Die Karte ist überschaubar klein und fein, es ist für jeden Gaumen was dabei.


Küche: Aromenmix aus indisch-japanischen, französischen und südafrikanischen Einflüssen

https://tokararestaurant.co.za/