Editorial Weinwisser 04-23

Liebe Weinwisser,

 

vor zwei Jahren hatten wir entgegen manch kritischer Stimme den Jahrgang als groß (wenn auch heterogen) eingestuft und mit «2020 – Die mythische Trilogie» betitelt. Unsere Nachverkostungen haben diese Einschätzungen vollauf bestätigt: Sie als WEINWISSER waren einmal mehr gut beraten, unseren Top-Empfehlungen zu folgen. Denn die Preise für die Top-Crus sind bereits nach der Primeur-Kampagne gestiegen und ziehen derzeit weiter kräftig an.

 

Die Frage, die sich zuletzt immer wieder mal gestellt hat: Lohnt die Subskription? Darauf gibt es von uns ein ganz klares JA! Vor allem in den großen Jahren. Vom grandiosen 2019er wollen wir gar nicht reden. Der ist preislich bereits ziemlich durch die Decke gegangen. Wer hier etwa 10.000 € in die von uns empfohlenen Top-Crus investiert hat, erfreut sich im Durchschnitt einer Wertsteigerung von mehreren tausend Euro. Das war ein pandemiebedingtes Schnäppchen und die Top-Weine sind heute deutlich teurer. Und wie sieht es mit dem 2020er aus? Ähnlich. Schauen wir uns dazu ein paar Zahlen an.

 

Nach der sensationellen 2019er Kampagne kletterten die Preise bei vielen 2020ern auf das Niveau des 2018er. Obgleich viele Top-Châteaux ihre Allokationen deutlich verringert haben, gibt es dieses Jahr mehr Weine zum Nachkaufen. Während die beiden Pauillac-Stars Pontet-Canet und Lynch-Bages im Vergleich zu den Primeurs um 20 % und 22 % gestiegen sind, kostet Rauzan-Ségla aktuell sogar 44 % mehr. In der Regel sind hier plus 20 % üblich, damit der Vorteil der Subskription ersichtlich ist. Dies ist etwa bei Haut-Bailly (+22.9 %) oder Cos d’Estournel (+20 %) der Fall. Es gibt aber auch andere Châteaux, die bewusst ihre Preise nur leicht angehoben haben wie Canon-La-Gaffelière (+7.4 %) oder Sociando Mallet (+11.8 %). Zudem gibt es Weine, die aktuell nicht nachkaufbar sind, wie etwa die beiden exzellenten Grand Vins von Smith Haut Lafitte (unser Titelbild), Léoville-Poyferré oder Ducru-Beaucaillou mit seinem Jubiläumsetikett. Unser «Bordeaux-Arrivage-Spezial» finden Sie auf den Seiten 4 bis 16.

 

Danach geht es mit unserer Serie von Top-Winzer-Champagnern weiter. Lange Zeit waren die Rollen in der Champagne klar verteilt: Die kleinen Winzer («Growers») lieferten die Trauben, die großen Häuser («Maisons») verarbeiteten sie meistens zu gesuchten Markenchampagnern weiter. Dass Winzer ihre Trauben selber vinifizierten und unter eigenem Namen abfüllten, war lange ungewöhnlich. Heute gibt es mehr denn je Winzer, die aus ihren begehrten und gut bezahlten Trauben eigene Champagner kreieren, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

 

In der letzten Ausgabe haben wir bereits eine ganze Reihe dieser größtenteils noch unentdeckten Schätze vorgestellt. Jetzt geht es mit Teil 2 weiter. Im Fokus stehen die Pinot-dominierten Sorten wie reinsortige Pinot Meuniers. Wer also mal was Individuelleres probieren möchte, ist hier goldrichtig. Meine Empfehlungen finden Sie auf den Seiten 17 und 18. Aber es gibt noch viel mehr Gutes. Nicola Neumann von Champagne Characters, die ich zu diesem Thema interviewt habe, steht Ihnen gerne in ihrem Geschäft beratend zur Verfügung.

 

Auch in Südafrika tut sich seit gut einem Jahrzehnt enorm viel, was ich glücklicherweise durch meine jährlichen Weinreisen dorthin hautnah miterlebe. Ein großes Spezial hierzu folgt in den Sommermonaten. Jürgen Mathäß berichtet jetzt von den teils grandiosen Grand Pinotage, die erstmals in der Geschichte vorgestellt wurden. Dazu gibt es von mir ein Exklusivinterview mit Beyers Truter, also mit dem Mann, den man in Südafrika «King of Pinotage» nennt.

 

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Genießen Sie den Frühling in vollen Zügen!

 

Giuseppe Lauria

Chefredakteur WEINWISSER